Illertissen: Kreuzweg als dramatisches Tonkunstwerk

Der Kammerchor St. Martin hat am Karfreitag ein meditatives Konzert gespielt.


Schwere Musik zum bedrückenden Thema Leiden und Tod hat die vorösterliche Karfreitagsliturgie in der Stadtpfarrkirche in Illertissen abgerundet. Der Kammerchor St. Martin und Daniel Gräser an der Orgel haben unter Leitung von Markus Hubert im gut besuchten Gotteshaus mit Werken wie der Kreuzwegvertonung „Via crucis“ von Franz Liszt (1811-1886) meditative Stimmung vermittelt. 

Die Komposition ist selten zu hören, gilt als eigenwillig und visionäres Spätstück Liszts. Die 14 Kreuzwegstationen teilten sich Kammerchor, Orgel und Solisten auf, mit teils kargen, introvertiert klingenden Passagen. Zäsuren setzte dabei das sich steigernde dreimalige „Jesus cadit“ (deutsch: „Jesus fällt“). Ihm stand das jeweils von Frauenstimmen gesungene „Stabat Mater dolorosa“ (deutsch: Seht die Mutter voller Schmerzen) gegenüber.


Ein weiteres Element bildete das Kirchenlied „O Haupt voll Blut und Wunden“, das vom Chor mehrstimmig und ergreifend interpretiert wurde. Für die Bilder der elften und zwölften Station – wie Jesus ans Kreuz geschlagen wurde und „Mein Gott, warum hast du mich verlassen“ rief – erreichten die Solisten (Jürgen Sonntag, Markus Radlhammer und Margit Aubele-Török), der Chor und die Orgel den Höhepunkt an musikalischer Ausdruckskraft: Hämmernde Klänge, verzweifelte Töne, dann ausklingendes Orgelspiel verbunden mit dem versöhnenden Amen. Das anschließende Schweigen im Publikum zeugte zugleich von Ergriffenheit.


Auf diesen Höhepunkt bereiteten Stücke anderer Komponisten vor. In kunstvoller Achtstimmigkeit boten die Musiker Felix Mendelssohn-Bartholdys „Um unsrer Sünden willen“ oder von John Stainer mehrstimmig „God So Loved The World“. Auch Samuel Barbers Vokalfassung „Agnus Dei“ von seinem bekannten „Adagio For Strings“ fehlte nicht. Und Organist Gräser improvisierte umfangreich zu „Simon hilft Jesus das Kreuz tragen“.

Der Konzertabend hat eindrucksvoll gezeigt, wie Jesu Kreuzigung zu faszinieren vermag, ob die Musiker oder die Menschen allgemein. Hans Scherrer, Vorsitzender der Kirchenmusiker, zeigte sich erfreut: Erstaunlich, dass gerade Karfreitagskonzerte mit Inhalten, die betroffen machen, sich so regen Besuchs erfreuen.

Regina Langhans, Illertisser Zeitung, 2.4.2018

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